Ringelsuse, das sind liebevoll designte Täschchen, Accessoires und auch ein bisschen Bekleidung. Produkte für Mädchen, Damen und auch einige Kleinigkeiten für Jungs und Herren, die sich perfekt als kleine Geschenke zum Geburtstag, Weihnachten oder einfach mal so anbieten. Besonders am Herzen liegt uns die Fairtrade Produktion in Lima. Im Laufe der Jahre haben sich enge Geschäftsbeziehungen zu Freundschaften weiterentwickelt. Wir haben persönlichen Kontakt zu allen am Produktionsprozess beteiligten Menschen und achten auf eine faire Entlohnung. Die Geschichte dahinter wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten…
Bunte Ringelsocken oder wie alles begann
Vor einigen Jahren machte Caro im Hochland Perus ein Praktikum in einer Grundschule. Sie wurde in Ayacucho herzlich aufgenommen und wie ein Familienmitglied in der peruanischen Großfamilie behandelt. Schnell sprach sich herum, dass da Besuch aus Übersee war. Das Umfeld war neugierig und schnell kam die Idee auf, man könne ja auch internationalen Handel miteinander betreiben. So wurden ihr etliche Waren angepriesen. Von Schnecken, exotischen Früchten über selbstgestrickte Alpaca Pullover bis hin zu Meerschweinchen, die dort als Delikatesse gelten, war alles dabei. Caro, die nie ernsthaft vorhatte sich selbständig zu machen geschweige denn in das Importbusiness einzusteigen, war von der Idee angefixt. Sie erinnerte sich an die hübschen Alpacasocken in Regenbogenfarben, die sie auf einem Touristenmarkt in Lima gesehen hatte. Und wenn es schöne Stoffe gäbe, könnte man ja glatt noch ein paar Täschchen anfertigen lassen… Eine Geschäftsidee war geboren.
Auf der Suche nach dem richtigen Produzenten
Zurück in Lima stellte sich nun die Frage wie man nun den Produzenten des Vertrauens finden sollte. Caro besuchte die Handarbeitsmärkte und fragte sich herum. Am Ende des Tages hatte sie eine lange Liste mit Namen und Telefonnummern, die abgearbeitet werden wollte. Nach teils interessanten Gesprächen, aber auch dubiosen Angeboten und Begegnungen blieb am Ende eine Person übrig, bei der neben einigen anderen Voraussetzungen auch das Bauchgefühl stimmte. Caro war euphorisch. Die Idee ein kleines Modelabel zu gründen wurde immer konkreter. Mit kleinen Täschchen und Accessoires in überschaubarer Stückzahl wollte sie beginnen. Der Kreativität waren erst einmal keine Grenzen gesetzt.
Stoffe, Knöpfe, Reißverschlüsse und Co. Das Textilimperium Gamarra
Auf nach Gamarra: das ist Limas größer Textilmarkt. Eigentlich ist es ein ganzer Stadtteil. Verkauft wird in Kaufhäusern ähnelnden großen Galerías mit dem Unterschied, dass einzelne Parzellen an Einzelhändler verpachtet werden. Auf den Straßen sorgen zahlreiche Fliegende Händler für ein buntes und lautes Treiben. Die Todo-Liste ist lang: Stoffe, Reißverschlüsse, Knöpfe aussuchen. Ein Logo musste her und natürlich die Designs, die später auf den fertigen Produkten zu sehen sein sollten. Lieber drucken oder lieber sticken? Etiketten anfertigen! Und wie ist das überhaupt mit den Bestimmungen in Deutschland? Welche Informationen müssen drauf aufs Etikett? So eine Unternehmung ist ganz schön viel Arbeit, auch wenn es nur eine Kleinserie ist. Nicht zu vergessen doch eine Sprachbarriere, gerade bei Themen, mit denen man in der Muttersprache schon wenig zu tun hat. Außerdem kulturelle Unterschiede. Wie erkläre ich jemandem in einer Stadt, in der die Temperaturen eigentlich niemals unter den Gefrierpunkt fallen, was ein Muff ist? Und wie überprüfe ich, ob Stoffe eingehen, wenn man sie zu heiß mit der Maschine wäscht, wenn im ganzen Land per Hand gewaschen wird?
Transportunternehmen, Kaufvertrag und Zollbestimmungen
Neben der kreativen Seite gibt es auch einige Formalitäten zu beachten, die für ganz schön Kopfzerbrechen sorgen können: Wie finde ich das richtige Transportunternehmen? Lieber Seefracht oder Import per Luft? Die regionale Nähe zum Frankfurter Flughafen war ausschlaggebend dafür sich für Luftfracht zu entscheiden. DHL sollte es zunächst sein. Das ist zwar etwas teurer, dafür hat man eine Rundumbetreuung und einen deutschen Ansprechpartner in Frankfurt für den Fall, dass doch mal etwas schiefgeht. Die Zollbestimmungen sind eine Wissenschaft für sich. Hier helfen die Außenhandelskammern. Trotzdem ist man als Neuling in der Branche schnell überfordert und kommt nur schwer hinterher, wenn einem Begrifflichkeiten wie Ursprungszeugnis oder Formblatt A um die Ohren geworfen werden. Auch wenn das Bauchgefühl stimmt muss man sich trotzdem juristisch absichern: ein Kaufvertrag, und das auf Spanisch. Gott sei Dank gab der Freundeskreis einen spanisch muttersprachlichen Juristen her, der einen ersten Vertrag aufsetzte. In der Theorie sehr gut, in der Praxis muss man sich damit abfinden, dass man selbst das komplette Risiko trägt, sollte etwas schiefgehen.
Marke Ringelsuse, Rechtsform, Sicherung einer Marke
Wer etwas in Deutschland verkaufen möchte, muss sich auch Gedanken machen unter welcher Rechtsform diese Geschäfte laufen sollen. Am einfachsten war zunächst die Gründung einer GbR. Die Namensfindung ist sehr wichtig: nicht zu kurz und nicht zu lang, etwas, das man sich gut merken kann. Ringelsuse, das hörte sich schön an und passte gut zu den bunten Ringelsocken. Ein Logo war schnell gefunden: Es sollte ein Mädchen mit Zöpfchen werden. Die Eintragung im Markenregister sollte man niemals auf die lange Bank schieben und direkt überprüfen, ob der eigene Markenname schon von jemand anderem gesichert ist. Sonst gibt es später ein böses Erwachen.
Ringelsocken, Kosmetikbeutel und Henkeltaschen: Die erste Lieferung
Aufgeregt fieberten wir dem Termin der ersten Lieferung unserer Accessoires entgegen. Würde alles gut gehen? Die Nachfrage von DHL wo sich denn für die Anlieferung eine Laderampe befinde? Eine Laderampe gab es nicht, da es sich bei der Lieferadresse um Caros WG-Zimmer handelte, das sich ziemlich prominent gelegen mitten auf der Zeil befand. Und da standen sie : 6 riesengroße Säcke mit unseren selbst designten Taschen aus Peru.
Ringelsuse Onlineshop, Amazon, Etsy
Hübsche Accessoires aus Peru sind gut, aber wenn niemand weiß, dass es sie gibt, dann kann sie auch keiner kaufen. Wie ist das mit dem Vertrieb? Am besten verschiedene Verkaufskanäle nutzen. Zurück in Deutschland musste schnell ein eigener Onlineshop her. Und professionelle Produktfotos. Verkaufen auf Amazon? Auf jeden Fall eine Wissenschaft für sich. Im stationären Handel fußfassen? Oder doch erstmal eine Verkaufsparty á la Tupper? Etsy und Dawanda sind auf jeden Fall die einfachsten Plattformen für den Anfang und für Einsteiger bestens geeignet. Auf lange Sicht kommt man natürlich am Verkauf auf Amazon nicht vorbei.
Wir haben ganz tolle Decken, Muffs und Schals…
Wer sich selbständig macht sollte sich für nichts zu schade sein. Bei uns hieß das erstmal Klinkenputzen. Mit dem Auto unserer Eltern machten wir uns am Wochenende auf in verschiedene Metropolen und Ballungszentren Deutschlands. Unsere Ringelsuse Kosmetikbeutel im Kofferraum übernachteten wir auf der Couch von Freunden. Etliche Adressen von vorher recherchierten Geschenkeläden und Boutiquen im Gepäck fielen wir mit der Tür ins Haus: Hallo, wir haben hier ganz tolle Taschen und Decken, Muffs und Schals, die würden doch wunderbar in Euren Laden passen! So kamen wir in recht kurzer Zeit doch zu einer beachtlichen Anzahl von Läden, die unsere Accessoires verkauften.
Picknickdecken, Feuerwehr-Schlafanzug und Hausschuhe Das Sortiment wird breiter
Anfänglich bestand unser Sortiment hauptsächlich aus Ringelsocken, Henkeltaschen und Kosmetikbeuteln. Mittlerweile umfasst es Babybodys, Boxershorts für Männer, Nachthemden für Damen, unseren Feuerwehr Schlafanzug für Kinder, Kuscheldecken, Flachmänner, Hausschuhe, Schönfelder Taschen, Picknickdecken und noch viele weitere liebevoll designte Accessoires. Die Produktion in Lima hat sich mittlerweile professionalisiert, wir haben Lagerräume angemietet und arbeiten aus einem tollen Coworkingspace heraus. Einmal im Jahr heißt es weiterhin auf nach Peru neue Accessoires designen. Und wenn die neue Lieferung bei uns in Frankfurt ankommt, sind wir wieder genauso aufgeregt und euphorisch wie beim ersten Mal 🙂